/ inS8 . konzept 
Fuer den gewinn systemischer, gesellschaftspolitischer, kunsttheoretischer, aisthetischer untersuchungen dient ein noch verfuellter bunker als ausgangsmaterial zur beobachtung von
- oeffnung isolierter systeme
- schnittstelle grenze
- einblick in eine black box und daraus resultierende einsichten
- funktionsueberfuehrungen und kunst-gattungsveraenderungen
- dimensionsvariationen und komplexitaetsreduzierung und -erhoehung ...
Folgende erste konkrete gewinne fuer die kunst sind zu verzeichnen:
- perspektiv- und wahrnehmungsverschiebungen
- vernetzung von daten und informationen, von kuenstlerischen produktions- und praesentationsformen, von kunstinternen und -externen text- und kontextreflexionen
- ueberarbeitung von phaenomenologischen involvierungen des kunstpublikums zugunsten der partizipation verschiedener teilnehmer an einer oder mehreren handlungsstrukturen.
Kuenstlerisches konzept
Das projekt bedient sich zur inhaltlichen debatte einer komplex angelegten thematik der spezifischen architektur und der funktionalen struktur des bunkers als anschauliche ausgangssituation. Die kunstsystembildende ausgangsmassnahme, mit aenderung der eigentumsverhaeltnisse kunstspezifische qualitaeten - hier die affektuelle, perzeptive und konstruktivistische dimension von kunst - zu aktivieren und einen verfuellten bunker zunaechst zu einer anschaulichen skulpturalen wahrnehmungssituation umzuformen, bildet den allegorischen code sowie den kognitiven ausgangspunkt, fragen wie der nach der wahrnehmung von systemen und deren distinktionen, dem verhaeltnis von denkformen und erkenntnismitteln differenter systeme sowie der funktionalen relevanz von grenzen und schnittstellen formulieren und weitere prozessuale beobachtungen anstossen zu koennen.inS8 steht als kuerzel fuer insight/inside/in-site und soll fortan als klassifizierung fuer die einsichtnahme in aufbau und funktionsweise bisher unbekannter apparate (black box) verwendung finden.
Wir schliessen uns zeitgenoessischen aktivitaeten von kunsttheorie und -praxis an, die einblick in das bislang als black box geschlossen gehaltene system 'white cube' vornehmen, um den aufbau und die funktionsweise des organisationsapparates kunst und seines betriebssystems zu analysieren und die konstituierenden produktions-, praesentations-, vermittlungs-, rezeptions- und wirkungsfaktoren zu thematisieren. Der white cube verwirft exemplarisch mittels der sog. black-box-methodik zielgerichtet seine techniken und mechanismen von reduktion bis hin zur ausblendung und verschleiert vorsaetzlich seine operation des ausschlusses ('information hiding'). Reduktionistische, aus- und abgrenzende massnahmen des white cube konstituier(t)en ein einsames, isoliertes und segmentiertes einzelwerk der kunst als praemisse sowohl von produktion, praesentation, rezeption, distribution und konsumption; umgebende konstituierende kontexte wurden zerstoererisch und z.t. irreversibel aufgehoben und/oder ausgeblendet.
Mit den konzeptuellen tendenzen der spaeten 60er und fruehen 70er jahre und der kontext- und institutionskritischen kunst der 90er jahre konzentrieren sich aktuelle kuenstlerische aktivitaeten auf situative, komplexe gebilde, die einzelne, bereits analysierten markierungen operativ ueber relationen verbinden und zu einer sich staendig im prozess befindlichen groesse erschliessen:
Der bunker dient als eine symbolische allegorie fuer eine black box, nicht nur dessen aufbau und funktionsweise der oeffentlichkeit unbekannt ist, sondern sogar dessen existenz ueber ausblendungsstrategien geleugnet wird. Die seinerzeit komplexe situation eines ehemalig funktionstuechtigen, nun aber stillgelegten und verfuellten NVA-bunkers wird zunaechst durch eine eigentumsveraenderung zugunsten der kunst rueckeingeblendet und zu einem (3-dimensionalen) skulpturalen objekt der kunst transformiert.
In einem naechsten schritt wird die black box geoeffnet und werden einsichten zu aufbau und funktionsweise unbekannter groessen gewonnen. mit diesem akt gehen veraenderungen fuer die dimensionen, gattungen und komplexitaetsgrade einher. die konzentration auf die schnittstelle ein/ausgang, inside/outside ermoeglicht mittels der affektuellen und perzeptiven dimensionsaktivierung die genauere, auch fuer gesellschaftspolitische belange wertvolle betrachtung der grenzproblematik. Nach einsichtnahme in die black box koennen die einzelnen, dokumentierten untersuchungsergebnisse zu einer neuen emergenten formation vernetzt und verschaltet und entscheidungen getroffen werden.
Zuvor hat der bunker bereits (s)einen kuenstlerischen prozess, insbesondere einen transformationsprozess durchlaufen und wurde mit weitreichenden konsequenzen, insbesondere fuer wahrnehmungsprozesse durch die kunst und ihrer produzenten als ausgangsmaterial be- und verarbeitet.
© bkb fuer inS8, 2004